, Gut Fabian

La Nativité du Seigneur

Neun Meditationen für Orgel (1935) mit Zwischenmusiken für Chor a cappella

Programm

La nativité du Seigneur - Neun Meditationen für Orgel (Olivier Messiaen, 1935)

Zwischenmusiken für Chor a cappella

Nadia Bacchetta, Orgel

Kantorei Solothurn
Leitung: Markus Cslovjecsek

Samstag, 18. Dezember 2021
20:00 Uhr | Reformierte Stadtkirche Solothurn

Olivier Messiaen wurde am 10. Dezember 1908 in Avignon in der Provence als Sohn des Schriftstellers und Shakespeare-Übersetzers Pierre Messiaen und der Dichterin Cécile Sauvage geboren. Das Kind lebt in der von seiner künstlerischen Mutter geöffneten Zauberwelt aus Märchen und Poesie auf. Nach dem Studium am Conservatoire in Paris (u.a. bei Marcel Dupré) wird der dreiundzwanzigjährige Olivier als jüngster Titular-Organist an die Kirche Sainte Trinité in Paris berufen. Mit 34 Jahren wurde Messiaen Professor am Conservatoire. Seine bedeutendsten Schüler sind Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen. 1936 gründete Messiaen mit einigen Komponistenkollegen die Gruppe «Jeune France», die sich gegen eine spielerische, auf technische Finessen gerichtete Kunst abgrenzen wollte. Messiaens Musik will Transportmittel seines eigenen Glaubens sein. «Um unserem Jahrhundert das Lebens Wasser zu reichen, nach dem es dürstet, bedarf es eines großen Künstlers, der sowohl großer Künstler als auch großer Christ ist.» Wie ein mittelalterlicher Mensch betrachtet Messiaen die Weltordnung selbstverständlich als eine göttliche. Er bezeichnet sich als «gläubig geboren». Die Zauberwelt seiner Dichtermutter übersteigt der Sohn und dringt zu den christlichen Glaubenswahrheiten durch. Die Faszination des Wunderbaren, des Übernatürlichen, Transzendenten am Glauben führt den Komponisten zu einer Musik der Verherrlichung Gottes. Theologie, Metaphysik und Scholastik sind dem gläubigen Katholiken Quelle seines Schaffens. Messiaen will «die Pforten unseres Gefängnisses vom Fleisch auf die Berge erheben.» Die Natur ist das zweite gewichtige Fundament, auf dem Messiaens Schaffen ruht: Als Ornithologe trieb er intensive Studien, die ihn besonders in der Rhythmusarbeit vorwärts brachten. Zeitbewusstsein ist Messiaen wiederum ein Spiegel seiner Gottesnähe: «Ich liebe vor allem die Zeit, denn sie ist der Beginn der gesamten Schöpfung. Die Zeit macht, dass wir die Ewigkeit im Kontrast verstehen.» Die Natur zeigt keine Regelmäßigkeit oder Schemata. Gott ist außerhalb von Zeit. Neben Vogelstimmen kann man Hindu-Rhythmen, griechische Versmaße, Gregorianik und exotische Folklore in Messiaens Werken finden: «Ich schreibe eine Musik, die alle Dinge berührt, ohne dabei die Berührung mit Gott zu verlieren.»